Dr. Helmut Orpel


 

Davood Roostaei und der Kryptorealismus - ein Künstler arbeitet für die Versöhnung der Kulturen Der Maler Davood Roostaei wurde 1959 in der idyllischen iranischen Stadt mit dem schön klingenden Namen Sarab geboren. Sarab lässt sich mit "Fata Morgana" übersetzen und liegt am Rande der Wüste. Mit der Wüste verbinden sich für uns Europäer Vorstellungen ganz unterschiedlichster Art. Zunächst wirkt die Wüste auf uns lebensbedrohend, auf der anderen Seite aber faszinieren uns die gigantischen Weiten und die damit verbundenen überwältigenden Naturerlebnisse. In einer solchen phantastischen Umwelt wuchs Davood Roostaei auf. Hier entwickelte sich eine besondere Sensibilität für das Sensationserlebnis Farbe. Das klare, fein abgestufte Licht wie es Roostaei während seiner Kindheit und seiner frühen Jugendjahre erlebte, wird man vor allem in seinen surrealistischen Arbeiten bemerken, in denen, - stärker noch als bei den kryptorealistischen Werken der späteren Zeit – die Erinnerung an die persischen Wurzeln  des Künstlers mitschwingt.

Davood Roostaei erfuhr bereits früh eine intensive kulturelle Prägung durch seine liebevollen Eltern, die dem liberalen, weltoffenen Bildungsbürgertum im Iran angehören und die künstlerischen Neigungen des Jungen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln förderten. Diese Förderung bestand einerseits in der Vermittlung der reichen iranischen Kultur, andererseits darin, dass sie ihrem Sohn den Zugang zu der westlichen Kunst öffneten. Bei seiner Entdeckungsreise durch die Kunst des Abendlandes standen zunächst die Surrealisten, allen voran Salvador Dalí, im Vordergrund und waren für die frühen Entwicklungsjahre des Künstlers prägend.

Zwischen der persischen Malerei, die vor allem die traumhaften, weltbekannten Miniaturen hervorgebracht hat, und dem spanischen Surrealismus gibt es viele Berührungspunkte, die nicht sofort offensichtlich werden, aber dafür um so nachhaltiger wirken, wie zum Beispiel der phantastische Erfindungsreichtum der Maler beider Kulturkreise bezüglich der Figuren und der Stoffe sowie das Bedürfnis, über den Bildinhalt hinaus Botschaften und Denkweisen zu vermitteln. In seiner Auseinandersetzung mit diesen unterschiedlichen, gleichzeitig aber doch verwandten Strömungen erfuhr Davood Roostaei schon früh, dass es erstaunliche Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen der Welt gibt. Diese fundamentale Erkenntnis, die der Künstler bis heute in seinen vielschichtigen Werken zum Ausdruck bringt, ist die Grundlage für die inhaltliche Botschaft, die Roostaei mit seinen Werken vermittelt. Aufgrund dieser bereits früh ausgeprägten kritischen Lebenseinstellung des jungen Künstlers erstaunt es nicht, dass er bereits als 16-Jähriger mit dem repressiven Schah-Regime im Iran in Konflikt kam. Er wurde verfolgt und verhaftet und machte so schon sehr früh die unangenehme Bekanntschaft mit einem repressiven System, das den Hass und die Gewalt, an der es später zerbrechen wird, selbst säte.

Davood Roostaei ging im Jahre 1984 nach Deutschland und fand hier eine neue Heimat. Die Kultur dieses Landes , die sich für ihn vor allem in der Dichtung Goethes und Schillers sowie in der Musik Beethovens verkörpert, hatte er schon in seinem Heimatland kennen gelernt.

Mit großem Eifer studierte Davood Roostaei an den renommierten Kunstakademien in Köln und Hamburg. Erste Einzelausstellungen, die von der Presse mit großer Aufmerksamkeit beachtet wurden, absolvierte er noch während seines Studiums. Zu dieser Zeit zeigten seine Werke schon die Ansätze zu einem individuellen Malstil. Die Ausstellungsbesucher und ersten Sammler waren vor allem von der visionären Kraft, die in den surrealen, figurativen Darstellungen angelegt war, begeistert. Bereits zu dieser Phase seines Schaffens erwies sich der Künstler als echter Surrealist, der Kunst und Leben sowohl in seinen Werken als auch in seiner individuellen Erscheinung verband.

Ende der neunziger Jahre übersiedelte Davood Roostaei dann von Deutschland aus nach Los Angeles. In dem berühmten Licht Kaliforniens fand er schließlich eine Entsprechung zu den Sinneswahrnehmungen seiner Kindheit, weil er eine gleichwertige Intensität des Farbenspektrums erlebte. Diese Umgebung ermöglichte Roostaei neue Bilder und Visionen. Zuvor hatte er bereits in Deutschland die Grundlagen des "Kryptorealismus" entwickelt, der in der Nachfolge des Surrealismus Vision und Wirklichkeit einerseits sowie Informel, Figuration, Gestus und Spontaneität des Malprozesses andererseits miteinander verknüpft. Roostaei geht mit seinen Bildern in die Extreme und bannt darin die schrecklichen Seiten des Daseins ebenso wie die lichten Momente. Es ist ihm vor allem ein Anliegen, mit seinen Bildern den Blick in die innere Struktur der Welt zu öffnen.

Der Begriff "Kryptorealismus", welchen der renommierte Hamburger Kunstkritiker Prof. Dr. Hanns Theodor Flemming prägte, ist von dem griechischen Wort "kryptos", das "versteckt", "heimlich" und "geheim" bedeutet, abgeleitet. Diese Kunstrichtung appelliert an die Phantasie des Betrachters, Zeichen deuten zu können. Historisch gesehen entwickelte Roostaei den Kryptorealismus in der Umbruchphase der Welt, die er sehr bewusst und reflektiert miterlebte. Davood arbeitete den Fall der Berliner Mauer und dessen Konsequenzen in einer visionären Bilderfolge auf. Ähnlich kompromisslos wie er damals das Ende des Kommunismus  in seinen Bildern darstellte, kritisiert er heute die Intentionen der US-Strategen und ihre Weltherrschaftspläne. Immer wieder erscheint in seinen neuen Arbeiten das Symbol der Türme des World-Trade-Center, das für ihn ein Zeichen der Hybris ist. Nicht Weltherrschaft sollte hier das Ziel der Politik sein, sondern die Verantwortung für die Welt und für die Zukunft der gesamten Menschheit, die eben durch die Hybris eines weltumspannenden, egoistischen Globalkapitalismus bedroht ist. Diese Botschaft wurde auch im Mutterland der Globalisierung, in den USA, verstanden, wie der fulminante künstlerische Start, den Roostaei in Kalifornien hatte, bezeugt.

Seine ersten, am Pazifischen Ozean gemalten Bilder scheinen wir befreit von der Schwermut, die ihm noch in Deutschland anhaftete. Eine vielbeachtete Ausstellung in Beverly Hills im Jahr 2001 und die Auszeichnung mit dem Golden Youth Award im folgenden Jahr, fanden bis weit über die Gemeinde der Kunstkenner hinaus Resonanz. Heute kann Davood Roostaei auf viele internationale Ausstellungserfolge zurückblicken. Bilder von ihm befinden sich in zahlreichen Sammlungen. Im vergangenen Jahr überreichte er persönlich Papst Johannes Paul II. ein Werk, das als eine Hommage an den Einsatz des Kirchenoberhauptes für den Weltfrieden verstanden werden sollte. Eine amerikanische Universität hat Roostaei mittlerweile sogar die Ehrendoktorwürde verliehen. Kunst ist für Davood Roostaei auch heute, wo er in den USA längst zum Medienstar geworden ist, Botschaft und Ansporn, diesen Ruhm zur Förderung seines Anliegens einzusetzen.

Weltfrieden, das bedeutet für ihn die Verständigung und die Toleranz der Kulturen über die marginalen Unterschiede hinweg und die Hinwendung zu einer weltumspannenden Humanität. Diesem Ziel sind alle Aktivitäten des Künstlers untergeordnet. Im Jahr 2004 steht vor allem eine Ausstellungstournee in mehreren Kunstmuseen in der Türkei im Mittelpunkt. Eben so wichtig ist ihm aber auch die Präsentation seines Gemäldes "Weltfrieden" im Vatikan und die Teilnahme an der internationalen Kunstmesse in Berlin.

Die Preise für Davood Roostaeis Gemälde liegen zur Zeit bei 25.000 bis 100.000 Euro.

Dr. Helmut Orpel 

 

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