Prof. Dr. H. T. Flemming

Davood Roostaei ist ein Maler von ungewöhnlicher Intensität des Ausdrucks, von tiefgründiger Inspiration erfüllt, zugleich von einem humanen Engagement beseelt, das seinem Schaffen eine heute in der aktuellen Kunst selten gewordene menschliche Dimension verleiht.

Er ist ein „engagiert“ Maler, für den Malen Leben bedeutet, ein Universalmaler, der mit seinem Herzblut malt, ein suggestiver Künstler von starker persönlicher Ausstrahlung, der auf intuitive Weise eine ganz eigenständige Bildkonzeption entwickelte. Er hat sich seine Fähigkeiten als Maler, Zeichner und Freskokünstler durch das Studium der alten Meister selbst gelehrt und dabei wesentliche Einsichten in die bildnerischen Gestaltungsweisen des Orients und Okzidents gewonnen. Seine künstlerische Persönlichkeit wurde durch die Auseinandersetzung mit den Meistern des Impressionismus und Nachimpressionismus geprägt. In seiner malerischen Entwicklung hat er den surrealistischen Stil eines Dali und Margritte auf eigenständige Weise weiterentwickelt und dabei vollkommen neue Visionen geschaffen, seinen Stil und seine Malweise in eine Richtung verändert, mit der er malerisches Neuland betrat und eine neue Kunstrichtung schuft.

Die seitdem entstandenen Werke erscheinen in ihrem vibrierenden und pastosen Pinselduktus und ihrer von Farbglühendem Feuerwerk durchpulsten Palette auf den ersten Blick nahezu abstrakt und tachistisch. Im Gegensatz zu den Werken der Tachisten und Informellen liegen den Bildern jedoch stets konkrete gegenständliche Bedeutungen und Aussagen zugrunde, mit denen der Maler Probleme der Zeit und der Vergänglichkeit, der ewigen Metamorphose der Natur und des Lebens sowie seine humane Botschaft an alle Mitmenschen zu veranschaulichen bestrebt ist. So bleibt er bis heute der weltweit einzige Maler, der das ihn zutiefst bewegende, bedeutende Ereignis der Wiedervereinigung bereits vor dem Mauerfall bildnerisch gestaltete. Zu den zeitkritischen Bildern ausgesprochen kryptorealistischer Prägung gehören auch die Paraphrasen zum Thema Glasnost, in denen der Visionär Davood, die sich abzeichnenden Wandlungen im Osten schon vor dem dortigen Zusammenbruch vorhersah.

 

Diese neuartige und eigenständige Konzeption, die bisher außergewöhnlichste Entwicklung in der Kunstgeschichte, habe ich mit dem Begriff „Kryptorealismus“ bezeichnet, als eine Malerei des verschlüsselte Ausdrucks zugrunde liegende Motive aus dem weiten Bereich zwischen existentieller Zeitkritik und Menschheitsumspannenden Humanismus, von abendländischen und altorientalischen Kultur bis zu visionären Ausblicken in die Zukunft. Als malerische Methode, die Rätsel des Lebens visuell zu veranschaulichen und Lösungen anzubieten, erschuf er für seine Darstellungen den „Kryptorealismus“, eine weltweit anerkannte Kunstrichtung in der Kunstgeschichte. Als erstem Maler ist es ihm gelungen, die beiden Pole gegenwärtigen Kunstschaffens von Realismus und Abstraktion, von überlieferten und heutigen Sichtweisen zu einer neuartigen Ganzheit eigenständiger Prägung zu verschmelzen.

 Prof. Dr. phil. cav. Hanns Theodor Flemming

 

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